verbesserte Müllerfassung
Die unzureichende Erfassung, Trennung, Wiederverwertung und Deponierung von Ab-fällen ist ein weltweites Problem: die Mengen an produziertem Müll steigen, Plaste-teile bilden in den Ozeanen riesige Inseln, eine unzureichende Müllentsorgung führt zu Umweltproblemen, Müllgebühren steigen, usw. usw.
In Nicaragua besteht das Hauptproblem darin, dass die "Segnungen" der Industrie-gesellschaft - Verpackungen, Plastetüten, giftige Abfälle - in relativ kurzer Zeit über das Land gekommen und dort auf eine Bevölkerung getroffen sind, die darauf nicht vorbereitet war und ist: wo Straßenhändler vor einigen Jahrzehnten das Essen noch auf Bananenblättern serviert haben, herrschen heute Plasteteller vor. Arme Familien kennen kaum eine Vorratshaltung von Lebensmitteln und kaufen diese deswegen als kleine, in Plastetüten abgepackte Portionen.
Dementsprechend sind Städte in Nicaragua wie in anderen Ländern des Globalen Südens von herumliegendem oder -fliegendem Müll geprägt. Oder, wie ein Projekt-mitarbeiter von APRODIM es einmal ausdrückte: "Es sieht so aus, als wäre die am Wegesrand liegende Plastetüte die neue Nationalblume Nicaraguas."
Was der Mitteleuropäer in Nicaragua zudem lernen kann, ist die Tatsache, dass ein Umweltbewusstsein sich erst entwickeln kann, wenn andere, vordringlichere Bedürf-nisse befriedigt sind: soziale Unsicherheit, Arbeitslosigkeit oder Wohnungsprobleme regen nicht dazu an, sich vordringlich um ökologische Belange zu kümmern. Hinzu kommt, dass die in Europa gängige Lösung - derartige Probleme mit Geld, also Gebühren, zu lösen - in einem Entwicklungsland weitgehend entfällt.
Daher haben wir in den Umweltprojekten der vergangenen Jahre wie auch bei den Schulprojekten Aktivitäten zur Müllvermeidung wie auch zu einer verbesserten Abfallbehandlung ausgeführt. Dabei gilt in Nicaragua das Gleiche wie in der BRD: technische Lösungen reichen nicht aus - ebenso wichtig ist ein höheres Bewusstsein der Bevölkerung und ihr Wille, diese Probleme zu lösen.
Angesichts der beschriebenen Situation und Probleme besteht bei vielen Nicara-guanern und nicaraguanischen Organisationen der Wunsch, eine verbesserte Müllerfassung und -behandlung zu etablieren. Auch die Stadtverwaltung von San Marcos betrachtet dieses Problem als prioritär.
Erste große Schritte haben wir gemeinsam getan: im Jahr 2012 wurde im Rahmen der Städtepartnerschaft in San Marcos wurde eine kommunale Biogasanlage gebaut, in der organischer Müll zu Kochgas verarbeitet werden kann. Und in verschiedenen Umweltprojekten wurden kleine, dezentrale Biodigestoren installiert.
Weitere Aktivitäten wurden begonnen:
- Recycling von Abfällen im Haushalt, im Garten, in Werkstätten
- Beratung von kleinen Produzenten und Haushalten zu Müllvermeidung und adäquater Abfallentsorgung
- Kompostierung
- Beginn eines umfangreichen Müllprojektes in der ländlichen Trockenzone von San Marcos
- Anbringen von Mülleimern, u. a. am Ökopfad
Das Projekt kann durch Müllsammelaktionen und Recycling die Menge des zu deponierenden Abfalls zumindest teilweise reduzieren:
In den Monaten März bis Mai 2021 wurden beispielsweise 120 kg Plasteabfälle, 15 kg Aluminium und 50 kg Glas an zwei Punkten der Gemeinde El Tanque gesammelt und an Zwischenhändler verkauft.
Mit dem Erlös wurde Saatgut für verschiedene Schulgärten gekauft.
Diese Maßnahmen dienen auch dazu, die Landschaft rund um den Ökopfad sauber zu halten.