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Der Pastor aus Duisburg hatte in den 1960er und 70er Jahren vor allem in Kambodscha und Indien als Krankenpfleger gearbeitet. Er berichtet uns u. a. über die Arbeit von Mutter Teresa in Indien.

Tief beeindruckt von seinen Schilderungen aus erster Hand, können wir an diesem Abend nicht einfach so auseinandergehen und in unseren Alltag zurückkehren. Nach seinem Vortrag fragen wir Hans, was wir als Bewohner der „Zweiten Welt“ gegen das Elend in der „Dritten Welt“ tun könnten. Da unsere Landeswährung nicht kompatibel ist, fallen Geldspenden aus. Hans gibt uns die Adresse einer Außenstelle der Organisation von Mutter Teresa mit dem Hinweis, dass wir ihr Pakete mit Hilfsgütern schicken könnten.

In den kommenden Monaten bildet sich in der ESG der sog. Paketarbeitskreis: Die Mitglieder, etwa 10 bis 20 Studenten, junge Jenenser, auch Leute, die nur mal kurz reinschauen wollten, packen Pakete mit dem, was sie in ihren Familien und von Freun-den einsammeln können: (meist gebrauchte) Kleidung, Spielzeug, Schulmaterialien.

Keiner von uns war jemals in Indien, außer einem förmlichen Dankschreiben gibt es keinen Kontakt mit den dortigen Empfängern unserer „Spenden“. So wissen wir nicht, ob sie mit dem Inhalt unserer Pakete überhaupt etwas anfangen können.
Wir wollen dieser misslichen und für uns unbefriedigenden Situation entkommen. Inzwischen erfahren wir mehr über die Tätigkeit von Mutter Teresa. Dass sie ange-sichts des Elends in Kalkutta nicht mehr tut, nicht mehr tun kann, als schwer kranke und sterbende Menschen von den Straßen holen zu lassen und in eins ihrer Heime zu bringen, damit sie dort beim Sterben wenigstens ein Dach über dem Kopf haben, ist unserer Motivation nicht zuträglich.

Zudem gab es bereits damals Kritik an der Arbeit der von Mutter Teresa gegrün-deten Organisationen: Es gehe dabei mehr um christliche Missionierung und symbolische Akte als darum, gerechtere Verhältnisse zu schaffen und so Armut und Elend zu beseitigen.

Irgendjemand hat inzwischen die Adresse einer Organisation in Tansania besorgt, an die wir erst parallel, dann ausschließlich unsere Pakete schicken. Der Kontakt ist intensiver und so erfahren wir zumindest, dass unsere Sendungen ankommen. Daneben gehen Pakete nach Chile, Guyana und Rumänien.

Eine wirkliche Beziehung zu und mit diesen Empfängern unserer Pakete entsteht jedoch nie. Das liegt zum einen an der Sprachbarriere, zum anderen an den uns fehlenden direkten, persönlichen Informationen über die politischen und sozialen Situationen in diesen Ländern.
Eine vertrauensvolle und von einem offenen Austausch geprägte Beziehung entwickelt sich erst, als wir Rafael Castro in Diriamba/Nikaragua kennenlernen.