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Dieser Schritt hatte eine für uns ebenso einschneidende wie lehrreiche Vorgeschichte: Wiewohl ausgestattet mit viel gutem Willen und dem Wunsch, unseren Beitrag zur Schaffung einer besseren Welt beizutragen, fehlte uns doch ein tieferer Einblick in Kultur und Lebenswirklichkeit der Menschen in unserer nicaraguanischen Partner-stadt. Selbst wenn viele von uns mindestens jährlich ihren Urlaub dort zubrachten, waren wir dennoch dort nicht mehr als gern gesehene und freundlich aufgenommene Besucher.

Im heutigen Rückblick, 30 Jahre später, muss ich uns eingestehen, dass wir aufgrund nur empirischer Fähigkeiten und Kenntnisse über die Planung und Begleitung ent-wicklungspolitischer Projekte Fehler gemacht haben, die bis in die heutige Zeit reichen. Ich hoffe, keinem geschadet zu haben.
Auch aus diesen Gründen bedurfte es zur erfolgreichen Ausführung unserer nunmehr recht zahl- und umfangreichen sozialen und ökologischen Projekte eines neutralen, in der Partnerstadt verankerten und mit den dortigen Verhältnissen vertrauten Partners, besser einer Partnerorganisation.

Zur Einhaltung eines guten entwicklungspolitischen Standards verbietet es sich, mit den lokalen Empfängern von Spenden und Fördermitteln, so vertrauenswürdig und erfahren sie auch sein mögen, direkt zusammenzuarbeiten. Für die Umsetzung eines Vorhabens von der Planung über die Ausführung und den Transfer der Finanzmittel bis zur Abrechnung und der Übersendung der Berichte suchten wir also einen nicaraguanischen Verein als Gegenpart und Gegenüber.

Nachdem wir über Jahre mit einem in Nicaragua lebenden Deutschen kooperiert und ihn mit diesen Aufgaben betraut hatten, zeigten sich zunehmend Risse in unserem Verhältnis, befeuert durch unterschiedliche Ansichten.

Der entscheidende Anlass, die sich abzeichnende Trennung zu vollziehen und den nächsten Schritt zu gehen, war die Ablehnung eines Projektantrages (Frauen-rechtsprojekt) durch eine Stiftung mit der Begründung ab, dass es in San Marcos keinen für die Umsetzung verantwortlichen Verein gibt.

Daraufhin baten wir uns bekannte, sozial aktive Sanmarqueños dringend, die Gründung einer solchen Organisation voranzutreiben. Wir kannten uns teilweise seit Jahren und hatten in Projekten zusammengearbeitet. Sie machten auf uns den Eindruck kompetenter, loyaler Bürger – und dieser Eindruck wurde nie enttäuscht!

Folgerichtig gründeten Violeta, Mercedes, Sarah, Henry, Roberto, Ernesto und einige andere die Nichtregierungsorganisation APRODIM, den „Verein zur Integralen Entwicklung der Gemeinden“, der schließlich im Mai des Jahres 2000 von der Nationalversammlung anerkannt wurde.

Bis heute arbeiten beide Vereine vertrauensvoll und (meist) erfolgreich zusammen; über die Jahre sind wir Freunde geworden – für mich persönlich einer der schönsten Aspekte dieser Städtepartnerschaft.