Eines Tages jedoch wird in meiner Seminargruppe nicht mehr nur gemurrt, sondern in einer längeren Diskussion die Sinnhaftigkeit derartiger Aktionen hinterfragt und eine zielgerichtete Verwendung des Geldes bezweifelt.
Daraufhin schlage ich vor, diese Soligroschen nicht dem dafür Verantwortlichen in der Universität und somit der Anonymität zu überlassen, sondern persönlich zum DDR-Solidaritätskomitee zu bringen. Gesagt getan: die wenigen Mark werden eingetütet. Zusammen mit einem Kommilitonen fahre ich nach Berlin, um den Umschlag dort Peter Stobinski, dem Chef der Organisation, persönlich zu übergeben.
Wir waren nicht sehr überrascht, dass wir von Peter sehr freundlich und offen empfangen werden. Er informiert uns ausführlich und anhand von Fotos und Berichten über die Verwendung der Spenden.
Noch Jahre später bekommt unsere Seminargruppe regelmäßig Informationen über die Projekte des Solidaritätskomitees.
Im Zuge der Wende möchte der bundesdeutsche Finanzminister Theo Waigel (CSU) die Mittel des Komitees wie das übrige Vermögen der DDR dem Haushalt der BRD zu-schlagen. Nach wochenlangen Verhandlungen am „entwicklungspolitischen Runden Tisch“ und durch gesellschaftlichen Druck aus ostdeutschen Solidaritätsgruppen wird erreicht, dass ein Teil des Geldes zur Gründung der Stiftung Nord-Süd-Brücken ver-wendet wird und somit seinem ursprünglichen Zweck – der solidarischen Haltung vieler DDR-Bürger gegenüber Menschen in der „Zweidrittelwelt“ - zur Verfügung steht.
An diesen Verhandlungen war neben anderen auch Christoph Matschie aus Jena beteiligt.