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Wiederaufforstung - Agroforstsysteme

Maßnahmen zur Wiederaufforstung waren die erfolgreichsten Aktivitäten in den Umweltprojekten, die wir in den vergangenen Jahren in San Marcos ausführen konnten. Sie haben die stärksten positiven Auswirkungen auf das Mikroklima und auf die Produktivität von Kleinbauern. Aus diesem Grunde werden wir weiterhin diese Aktivitäten zur Bewahrung der natürlichen Umwelt in den Vordergrund stellen. Nach wie vor beantragen viele Bauern und Familien bei APRODIM eine finanzielle und technische Unterstützung derartiger ökologischer Projekte.

Die Notwendigkeit der Wiederaufforstung steht angesichts des Klimawandels, der Nicaragua wie die BRD betrifft, außer Zweifel. In einer agrarisch geprägten Region wie Mittelamerika ist es dabei notwendig, Umweltschutz mit Wirtschaftsförderung und sozialer Unterstützung zu kombinieren. Eine reine Aufforstung von Landschaften, die danach als Naturreservate vor den Menschen geschützt werden müssen, hätten in einem Land wie Nicaragua, das kaum Nahrungsmittel importieren kann, wenig Akzep-tanz. Dort geht es wie in der BRD darum, dass der Einzelne wie auch die Gesellschaft als Ganzes einen Vorteil aus der Befolgung ökologischer Grundsätze und der Etablie-rung eines nachhaltigen Lebensstils ziehen. Das kann bedeuten, dass sich die Lebens-verhältnisse verbessern, das Familienbudget entlastet wird und weniger gesundheit-liche Beeinträchtigungen eintreten.

Ein zentraler Aspekt der Wiederaufforstungsprojekte ist daher die Schaffung sog. Agroforstsysteme. Sie kombi-nieren für die Region typische, schattenspendende Bäu-me und schnell wachsende Büsche mit Anpflanzungen von Obst- und Gemüsekulturen wie Bananen, Mango, Kaffee. Diese Kulturen benötigen Schatten und profitie-ren von der Verbesserung der Bodenqualität sowie der Erhöhung des Grundwasserspiegels.

Durch diese Kombination werden die Kleinbauern moti-viert, den Bestand an Bäumen und Büschen zu bewah-ren und auszubauen. Der so gewährleistete Schutz der Obst- und Gemüsepflanzen erhöht ihre landwirtschaft-liche Produktivität und das Einkommen der Familien.

Das gleiche soziale Ziel haben die Familiengärten. Ziel-gruppe sind Bewohner von Vierteln am Stadtrand, die auf ihrem Grundstück nur über kleine nutzbare Flächen verfügen. Um ihre Ernährung zu verbessern und das Familienbudget zu entlasten, werden sie befähigt, auf ihrem Gelände Obst und Gemüse anzubauen. Die Pflan-zen werden z. B. in gebrauchten Plastebehältern, Fäs-sern usw. gezogen, so wird der spärlich vorhandene Platz optimal ausgenutzt. Zusätzlich erhalten die Nut-zer eine technische Beratung hinsichtlich Pflanzen-schutz und gesunder Ernährung. Sie werden dazu ange-leitet, biologische Dünger und Pflanzenschutzmittel mit den bei ihnen vorhandenen Ressourcen herzustellen.

Mit anderen Partnern, aber dem gleichen Ziel, wird das Anlegen von Schulgärten gefördert. Diese Aktivitäten werden mit dem Biologieunterricht verknüpft und von den entsprechenden Lehrern betreut. Das Ziel besteht darin, insbesondere den Kindern und Jugendlichen in der Stadt das Anlegen von Beeten und Anpflanzungen nahezubringen, sie zur Fürsorge für die Pflanzen zu erziehen und so bei ihnen Freude am naturnahen Arbeiten zu wecken. Das geerntete Obst und Gemüse wird in dafür gegründeten Arbeitsgruppen der Schüler verarbeitet, so dass sie gesundes Kochen und gesunde Ernährung erlernen. Und nebenbei, aber nicht weniger wichtig, werden so auch sozial schwache Familien finanziell unterstützt.

Eine besonders für die Außenwirkung der Wiederauf-forstungsprojekte wichtige Aktivität ist die Bepflanzung von Straßenrandstreifen, von Flächen in staatlichen Ein-richtungen wie z. B. Gesundheitszentren und anderen bisher nicht genutzten Arealen mit Zierpflanzen und Büschen. Hier geht es darum, das Erscheinungsbild der Stadt zu verbessern, aber auch zu zeigen, dass Brach-flächen für nachhaltige Zwecke genutzt werden kön-nen. Denn mehr Pflanzen und größere bepflanzte Flächen verbessern das Mikroklima, reduzieren den Wind und die Staubentwicklung. Gleichzeitig werden in den Städten Lebensräume für Tiere geschaffen, was die Biodiversität fördert.

Eine große Bedeutung für die Landwirtschaft und die Umwelt hat das Anlegen von Hecken. Diese „lebenden Zäune“ dienen als Windschutz und vermindern dadurch Bodenerosion und -austrocknung. Werden sie in einer entsprechenden Breite angelegt, bieten sie vielen Tie-ren einen Lebensraum und erhöhen so die Vielfalt von Fauna und Flora. Da für diese Anpflanzungen schnell wachsende, robuste Hölzer verwendet werden, dienen sie den Nutzern auch als Brennholzquelle: die Hecken müssen regelmäßig beschnitten werden und die so ge-wonnenen Zweige und Äste der Pflanzen können z. B. in den verbesserten Herden verfeuert werden.