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Zur aktuellen Situation des Center for Youth Empowerment (CYE)

AWC Deutschland e.V. setzt sich seit fast drei Jahren für die liberianische Flüchtlingsorganisation Center for Youth Empowerment ein. Wir förderten unter anderem den Erhalt einer Grundschule durch die Vergabe von Stipendien für Kinder der schwächsten Familien. Unsere Leistungen haben maßgeblich zur Weiterentwicklung zahlreicher Projekte der Organisation für die liberianische Flüchtlingsgemeinschaft beigetragen.

Ein weiterer Meilenstein der Kooperation von AWC und ihrer Partnerorganisation CYE wird die Förderung der Rückkehr aus Ghana nach Liberia darstellen.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Liberia endeten im Sommer 2003. Zwei Jahre später wurde durch demokratische Wahlen Ellen Johnson-Sirleaf zur Präsidentin Liberias gewählt. Trotz der Wiederherstellung der inneren Ordnung und massiver finanzieller Wiederaufbauhilfen steckt das Land in einer tiefen sozio-ökonomischen Krise. Die Nöte der rückkehrenden Flüchtlinge unterscheiden sich wenig von der während des Bürgerkriegs in Liberia verbliebenen Bevölkerung.
Im „Index der menschlichen Entwicklung“, der jährlich von den Vereinten Nationen herausgegeben wird und mit Hilfe verschiedener Daten wie Lebenserwartung, Alphabeti-sierungsrate, Lebensstandard, Bruttoinlandsprodukt usw. die sozio-ökonomische Entwicklung eines Landes mißt, taucht Liberia (neben Afghanistan und Irak) wegen unzureichender Daten erst gar nicht auf.

Die vorhandenen Daten belegen die schwierige sozio-ökonomische Situation des Landes:
- 50% der Bevölkerung leben in Städten
- 50% der Bevölkerung sind unter 18 Jahre
- 50% der Bevölkerung sind Analphabeten
- die Rate der Kindersterblichkeit unter 5 Jahren liegt bei 25%
- aufgrund des Zusammenbruchs wichtiger Wirtschaftszweige liegt die Arbeitslosigkeit bei rund 85%
- 50% der Bevölkerung gelten als unterernährt
- HIV Rate liegt bei 2-5%
- Liberia bezieht 240 Mio. US-Dollar Offizielle Entwicklungshilfe (ODA), während nur 3,6% des BIP für Bildung ausgegeben wird, werden 7,7 % für militärische Zwecke aufgebracht

Nicht zu vergessen sind die psychologischen Nachwirkungen des Krieges. Während sich Hauptverantwortliche des Krieges in Liberia, u. a. Charles Taylor, der ehemalige Präsident Liberias, vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten müssen, tagt in Liberia seit Sommer 2006 die Wahrheits- und Versöhnungskommission, um die Menschenrechtsverletzungen in der Bürgerkriegsphase aufzuarbeiten.

Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass sich Liberia trotz des Endes des Bürgerkriegs mit zahlreichen ökonomischen, sozialen und politischen Heraus-forderungen konfrontiert sieht. Unser Anliegen als Weltbürger muss es sein, dafür einzutreten, dass der ökonomische Aufschwung und die politische Reform zur Verbesserung sozialer Bedingungen vor allem auch von der Zivilbevölkerung ausgehen. Als Hauptleidtragende muss sie in diese Prozesse eingebunden, ja möglichst selbst tätig werden. Politische Reform und sozio-ökonomische Entwicklung dürfen nicht allein zur Sache des Staates und der internationalen Hilfs- und Entwicklungsorganisationen werden, sondern müssen maßgeblich von der Bevölkerung initiiert, kontrolliert und unterstützt werden.
Aus diesem Grund gibt es keinen Anlass, die Unterstützung für unsere liberianische Partnerorganisation nach ihrer Rückkehr nach Liberia zu beenden. Ganz im Gegenteil: Die Rückkehr der Flüchtlingsorganisation CYE in ihr Heimatland ermöglicht es, sich nun aktiv für die Gestaltung der gesellschaftlichen Ordnung in Liberia einzusetzen.

Dass dies bitter nötig ist, hat diese kurze Zusammenfassung der sozialen und ökonomischen Lage Liberias gezeigt.

Franziska Tröger 2008