Dabei waren wir davon überzeugt, alles sei gut vorbereitet: den Antrag an die Stadtverordnetenversammlung hatten wir von anderen, bereits etablierten Städte-partnerschaften (vor allem der Dietzenbacher mit Masaya) abgeschrieben. Unsere Argumentation hielten wir für nachvollziehbar, für geradezu unschlagbar und wähnten uns ohnehin auf dem richtigen Weg.
Was wir in unserer staatsbürgerlichen Naivität und politischen Unerfahrenheit nicht geahnt hatten: Der Antrag wurde schlicht aus dem Grunde abgelehnt, weil wir ihn über die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebracht hatten. Das erschien uns als der einfachste Weg, da wir mehrere Mitglieder dieser Fraktion persönlich kannten. Später wurde uns von Insidern erklärt, dass auch jeder andere Antrag abgeschmettert worden wäre, selbst wenn mit ihm ein glückliches Leben für alle Jenenser sicher-gestellt werden würde – so er denn von den Grünen käme…
Wie so oft gab es Gutes im Schlechten: Wir wussten nun, dass der Stadtrat prinzipiell nichts gegen eine solche Städtepartnerschaft hatte. Und wir sollten lernen, unsere Argumente und Ziele besser zu begründen, wir sollten politische Überzeugungsarbeit leisten und die Zivilgesellschaft einbeziehen, mit den Fraktionen reden, Bürgersprech-stunden besuchen.
Diese Aufgaben haben wir in den kommenden Jahren offenbar nicht so schlecht erfüllt, denn fünf Jahre später wurde unser Antrag schließlich angenommen und die Städtepartnerschaft ist heute aus dem gesellschaftlichen Leben unserer Stadt nicht mehr wegzudenken.