Für die Ureinwohner Nord-, Mittel- und Südamerikas hatte dieses Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen schwere Folgen: die Ausrottung ganzer Völker durch Ge-walt und eingeschleppte Krankheiten, die Zerstörung hoch entwickelter Kulturen samt deren Traditionen und Sprachen, Ausplünderung natürlicher Ressourcen, die Ent-stehung bisher unbekannter Abhängigkeiten.
Da der Begriff „Entdeckung“ eigentlich einen Vorgang beschreibt, bei dem ein Mensch etwas sieht oder beobachtet, was noch niemand vor ihm sah, wird in Lateinamerika eher von „Eroberung“ gesprochen: Auch wenn die spanischen, später britischen und französischen Ankömmlinge die Ureinwohner dieses Kontinents vor allem aus ökonomischen, aber auch religiösen Gründen nicht als Menschen ansahen, war das Land ebenso wenig unbewohnt wie ohne Eigentümer. Es kann also nicht von einer „Entdeckung“ gesprochen werden.
Deshalb schloss sich das Eine-Welt-Haus im Oktober 1992 einer sowohl in den Amerikas als auch Europa aktiven Bewegung an, die aus Anlass dieses Jubiläums auf die Unterschiede von Entdeckung und Eroberung hinweisen wollte. Dabei ging es z. B. darum, auf bis in die heutige Zeit anhaltendes koloniales Verhalten den latein-amerikanischen Staaten gegenüber hinzuweisen, unsere Verantwortung für Armut und Marginalisierung, failed states und „Unterentwicklung“ in dieser Region zu benennen.
Dafür konnten wir eine Reihe von öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten in Jena organisieren, die z. B. hier und hier dokumentiert sind.
Diese Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten zu problematisieren, bleibt auch heute, lange Zeit nach diesem Jahrestag, eine unserer Aufgaben.