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Julio Cesar Guevara Villalta

Julio wurde im Jahr 2008 mit dem Down-Syndrom geboren.
Der Junge ist Opfer von Vergewaltigungen durch einen Arbeitskollegen der Mutter und wohl auch durch Familienmitglieder. Infolgedessen hat er lange Zeit nicht mit anderen Kindern gesprochen, was Serguei als Abwehrmechanismus gedeutet hat.
Aktuell leidet Julio auch an einer verzögerten Sprachentwicklung.

Die Mutter ist alleinerziehend und wohnt in einer kleinen Hütte auf dem Grundstück anderer Familienmitglieder. Sie verdient ein wenig Geld, indem sie in der Kaffeeernte oder als Hausangestellte arbeitet. Deswegen muss sie Julio manchmal alleine und in der Obhut ihrer Angehörigen lassen.

 

Im August 2017 wurde er in das Gesundheitsprojekt aufgenommen. Neben seiner Behinderung fiel er durch ein aggressives Verhalten gegenüber Familienangehörigen und anderen Kindern auf.

Juli 2017: Der Junge hat große Probleme in der Familie und im Unterricht. Er verhält sich weiterhin aggressiv.
Die Familie des Jungen wird psychosozial beraten und mit ihm wird eine Spieltherapie begonnen. Das Ziel besteht darin, seine Sprachentwicklung zu fördern und sein aggres-sives Verhalten abzustellen.

August 2017: In der Spieltherapie lernt der Junge, seine Emotionen zu kanalisieren und zu kontrollieren. Das Ergebnis ist, dass sich Julios Aggressivität ein wenig reduziert hat und ein besserer Kontakt zu seinen Familienmitgliedern besteht.

Oktober 2017: Weiterführung der systemischen Familientherapie und der psychologischen Betreuung des Jungen während des Unterrichts. Es muss allerdings festgestellt werden, dass Julio derzeit wenig Unterstützung von seiner Familie erhält. Man merkt ihm seinen Schmerz und seine Unsicherheit noch immer an. Manchmal zeigt er ein explosives Verhalten.
Es werden eine psychiatrische Behandlung und eine medikamentöse Therapie veranlasst; die psychologische Betreuung durch den im Projekt angestellten Psychologen Serguei wird weitergeführt. Er braucht sehr viel Zuwendung und es besteht der Verdacht auf einen erneuten sexuellen Missbrauch.

November 2017: Mit dem Jungen wird eine kognitive Verhaltenstherapie begonnen, um ihm ein ruhigeres Verhalten im Unterricht anzutrainieren.

August 2018: Julio Cesar hält sich jetzt besser an die aufgestellten Regeln und bekommt dafür sowohl zu Hause als auch in der Schule Belohnungen.

September 2018: Es gab einen Rückschlag: In diesem Monat hat Julio die Schule nur sehr unregelmäßig und tageweise überhaupt nicht besucht. Es wird darüber mit der Mutter gesprochen und es werden weitere Hausbesuche geplant.

Oktober 2018: Julios Schulbesuch ist weiterhin sehr unregelmäßig. Es wird weiterhin mit seiner Lehrerin gearbeitet - mit dem Ziel, dass sie im Unterricht stärker auf ihn eingeht. Nach Angaben der Mutter konnte er oft nicht in die Schule gehen, weil er in der Landwirtschaft helfen musste.

April 2019: Durch die psychologische und soziale Therapie ist Julio jetzt nicht mehr so aggressiv und zeigt ein besseres Sozialverhalten. Ein weiterhin bestehendes Problem ist, dass er viel Hunger hat und deswegen Essen stiehlt, teilweise auch von den Lehrern.
März bis Mai 2019: Es wird weiterhin intensiv mit Marcos darauf hingearbeitet, dass er lernt, seine Emotionen zu kontrollieren. Es gibt allerdings nur wenige Fortschritte, auch deswegen, weil seine Mutter sich nur wenig an die empfohlenen pädagogischen Stra-tegien hält.

August 2019: Der Patient wird wie bisher einmal in der Woche in der Behinderten-einrichtung „Roberto José Sequeira“ betreut.
In den vergangenen Monaten hat sich sein Verhalten gebessert. Er hat gelernt, seine Impulse besser zu kontrollieren. Seine Mitarbeit in der Schule ist gut und er hat normale Beziehungen zu seinen Klassenkameraden.

August 2020: Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen geht Julio wie viele andere Kinder derzeit nur unregelmäßig zur Schule. 

Sein bisher offensives Verhalten hat sich etwas verbessert; er hat gelernt, seine Aggressionen zu kontrollieren und zu kanalisieren. Im Unterricht arbeitet er mit und verhält sich meist ruhig; mit seinen Klassenkameraden interagiert er im Wesentlichen unauffällig. Er hat gelernt, Anweisungen und Hinweise seitens der Lehrer und Erzieher zu befolgen. 
Durch den positiven Einfluss und die Erziehungsarbeit seitens seiner Mutter hat er gute Lernfortschritte gemacht und auch seine Sprachfähigkeit ist besser geworden. 

Das einzige Problem ist, dass er sich gelegentlich ohne Erlaubnis Essen von anderen Kindern nimmt.

November 2020: Der Patient wird ununterbrochen zu Hause besucht und verhaltens-therapeutisch behandelt.

Dank der Einflussnahme seitens der Lehrer und der Eltern hat sich sein Verhalten verbessert: er schließt Freundschaften, ohne sich mit anderen zu streiten, verbringt viel Zeit mit seinen Klassenkameraden und hat nur noch selten Ärger mit seinen Mitmenschen. Auch das Verhältnis zu seinen Lehrern hat sich verbessert und Julio führt ihre Anweisungen ohne Probleme aus.

Die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass die Hütte, in der er lebt, auf einem Grundstück mit Häusern anderer Familienangehöriger steht. Die Mutter geht tagsüber arbeiten und Julio wird von seiner Großmutter beaufsichtigt. Bisher gibt es aber keine Anzeichen für einen neuerlichen sexuellen Missbrauch.

Leider ist die Hütte der kleinen Familie wie viele andere Unterkünfte armer Menschen bei den Wirbelstürmen im November 2020 beschädigt worden.